Küchenteufel zu Besuch bei den "Kitchennerds" (Social Media Week HH)

"Social Media Week". Allein der Name dieser weltweit stattfindenden Veranstaltung mit Vorträgen, Workshops und abendlichen Treffen klingt schon nach viel Spaß, viel Input und vor allem vielen Leuten, die ganz ähnlich ticken wie man selbst. Die nicht sofort panisch aufspringen, wenn man mit dem Mobiltelefon ein Foto vom Essen macht oder argwöhnisch die Augenbraue lupfen, wenn man kurz etwas bei Twitter veröffentlicht. So habe ich also auch in diesem Jahr das Programm in Hamburg interessiert durchgeguckt und gleich am Eröffnungstag eine interessante Veranstaltung entdeckt: "SmwHH Networking-Supperclub mit Kitchennerds".

Meine Foodbloggerfreundin Sandra, die man auch als "Schlemmerliese" kennt, hat gemeinsam mit ihrem Partner das Startup "Kitchennerds" gegründet, bei dem man in Hamburg privat oder für Veranstaltungen Köche mieten kann. Entweder als Koch in der eigenen Küche, so dass man Zeit für seine Gäste hat, oder als Kochkurs, bei dem alle Beteiligten auch noch Wissen mitnehmen können. Da Sandra bei den digital media women sehr aktiv ist, hat sie sich nicht nehmen lassen, für die Social Media Week ebenfalls eine Veranstaltung durchzuführen und lud nun zu oben genanntem Supper Club in das Kochatelier oberfein in Hamburg. Entscheiden mussten wir uns nur, ob wir die vegetarische oder Fleischvariante des Menüs wollten und ob wir unsere Getränke selbst anschleppen würden (*bring your own bottle*). Wir hofften jedoch, dass es vor Ort Getränke zu kaufen gäbe (sonst wären wir mal kurz in den Supermarkt geflitzt, Eimsbüttel hat da ja einiges zu bieten).

Das Oberfein liegt etwas versteckt im Hinterhof und bietet neben einer offenen Küche und einer langen Holztafel noch eine kleine "Kuschelecke" mit Sofa und TV. Der große Kühlschrank im Raum war bereits gut gefüllt mit den Weinempfehlungen, die uns Sommelier Jan Lipka bereits passend zu den drei geplanten Gängen von Kitchennerds-Koch und Youtuber Niklas Zeiner von "Du musst essen". Nach und nach tröpfelten die Gäste, von denen einige ja zuvor noch bei der Eröffnungsveranstaltung der Social Media Week HH gewesen waren, in das Kochatelier, bevor von Sandra einige einleitende Worte gesprochen wurden. Jan Lipka erzählte uns dann von den Herausforderungen der Weinauswahl vor allem zur Vorspeise (Rotkohlsuppe) und stellte uns je einen Weiß-, einen Rot- und einen Dessertwein vor, die glas- oder flaschenweise zum Selbstkostenpreis erworben werden konnten. Glücklicherweise war die bunt zusammengewürfelte Runde von Menschen, die sich zumeist nicht oder nur vom sehen kannte, sehr entspannt, so das der Wein einfach flaschenweise in die gesamte Runde geworfen wurde und am Ende bis auf eine Flasche Rotwein (die Alex sich dann für zu Hause gekauft hat!) alles weggetrunken war.

Koch Niklas hantierte derweil entspannt und souverän in seiner offenen Küchenecke. Er hatte, wie es sich für einen stressarmen Abend gehört, schon einige Dinge vorbereitet und ich hatte schon zu diesem Zeitpunkt den Gedanken, dass ich wohl doch lieber die vegetarische Variante hätte bestellen sollen - die Falafel sahen schon im Rohzustand köstlich aus!

Der Teufel steckt ja manchmal im Detail, und daher muss ich es ansprechen: Es gab wirklich nix zu meckern. Sandra hatte spontan noch eine große Menge Wasser besorgt und die Tische liebevoll eingedeckt. Hungrig, wie wir waren, nahmen wir bunt zusammengewürfelt Platz, machten uns mit unseren Sitznachbarn bekannt und taten wir uns gleich an Brot und Cremes im Weckglas gütlich.

Niklas servierte uns als Vorspeise ein "Rotkohl-Süppchen mit Schwarzkümmel und Vollkornbrot-Chip mit Makrelen-Creme". Die Suppe war sämig, gut abgeschmeckt und hatte durch zusätzliche Rotkohlstreifen genügend Biss. Ich habe mir bereits fest vorgenommen, sie irgendwann mal nachzubauen, auch wenn das wahrscheinlich einige Probiererei erfordern wird (es sei denn, Niklas stellt irgendwann mal ein Video darüber auf sein tumblr). Dazu reichte er ein Stück geröstetes Vollkornbrot mit einer Makrelencreme und zu einer groben Guacamole verarbeiteten Avocado. Normalerweise mag ich keine Avocado und Alex keine Makrele - doch die Kombination aus beidem sorgte dafür, dass wir beide diesen frischen Happen wirklich toll fanden.



Der Hauptgang war zweigeteilt zwischen den Fleischbestellern, die geschmorte Rinderhüfte mit Steckrüben-Pürree, Steckrübe süß sauer, gebackenem Rosenkohl und Petersilie-Pesto erhielten, sowie der vegetarischen Variante mit Kichererbsen-Falafel mit Minze und Kreuzkümmel zu denselben Beilagen. Hier musste ich mal wieder feststellen, dass ich kein großer "Hauptgerichtesser" bin und beim nächsten Mal wahrscheinlich eher die vegetarische Variante bestellen würde. Die Hüfte aß ich nur zur Hälfte, die Steckrübenvarianten waren alle sehr kreativ und gut abgeschmeckt, mir jedoch teilweise zu scharf und mit Rosenkohl kann ich nur selten etwas anfangen (das ist ja nicht die Schuld vom Koch). So hatte Alex mehr davon, denn natürlich blieb auf unseren Tellern kein Krümelchen liegen.



Zwischen den Gängen hatte ich mich mit den Menschen in meinem direkten Sitzumfeld schon gut unterhalten. Ein wenig "und, wie bist Du hier dazu gekommen?" natürlich auch etwas "was machste denn so beruflich?" und viel netter privater Smalltalk, der auch zu "ich hätte gern noch Rotwein, wenn jemand mittrinkt, spendiere ich die nächste Flasche" führte. Bevor wir das Dessert gereicht bekamen, trat Sandra, die ansonsten als gute Gastgeberin im Hintergrund agierte, Wasser nachschenkte und alles am Laufen hielt, an uns heran und regte eine Vorstellungsrunde an. So erfuhren wir von einigen Freelancern, neuen Startup-Ideen, einigen menschlichen "Anhängseln" ("ich wurde mitgeschleift" *lach*) und interessanten Berufen, die mit der Social Media-Welt nur begrenzt etwas zu tun hatten. Es wurde viel gelacht und nebenbei schon mit dem Mobiltelefon FB-Seiten geliked und hier und da ein Visitenkärtchen ausgetauscht.

Wir müssen uns wohl nicht darüber unterhalten, dass Desserts immer die Krone eines mehrgängigen Menüs sind, oder? Auch wenn ich ein großer Vorspeisenfan bin, musste für diese Kreation dringend Platz gelassen werden: "Bananen-Walnuss-Parfait auf Bananen-Brot mit Himbeere in drei Konsistenzen". Um es kurz zu machen: Ich will das Rezept für das Parfait und ich will das Rezept für das Brot. Oder ich muss eben wieder selbst in die Versuchsküche schlüpfen, so lange die Erinnerung an die Aromen sich noch auf meinen Zungenknospen befinden. Alex & ich spendierten eine Flasche Dessertwein in die Runde, der sehr gut passte.

Nach dem Essen war aber noch lange nicht Ende der Veranstaltung. Wir bewegten uns durch den Raum, fanden uns in neuen Gesprächsgrüppchen zusammen und erfuhren zum Beispiel mehr über das Projekt "Matcha 108", bei dem die Gewinne vom Verkauf des gleichnamigen Grünteepulvers an ein Hilfsprojekt für Jugendliche in Kambodscha fließen. Nicht nur deshalb, sondern auch, weil es wirklich ein gutes und gesundheitsförderndes Produkt ist, werde ich in den kommenden Wochen sicherlich das eine oder andere Rezept mit Matcha Grüntee auf diesem Blog veröffentlichen und euch sicherlich auch das Projekt näher vorstellen. Auch die bundesweite Kochtreffenaktion "Cookasa" war mir zuvor fremd und ich würde mich freuen, wenn es sich mal ergibt, dass die Jungs und Mädels dort nach Kiel expandieren. Ich wäre mit Sicherheit dabei!

Ein paar Impressionen vom Abend im Kochatelier:









Alles in allem war es wirklich ein witziger, leckerer und interessanter Abend, den wir gern irgendwann wiederholen würden. Schon allein, um wieder so viele spannende Geschichten von neuen Leuten zu hören und natürlich um gemeinsam gut zu essen. Vielen Dank an Sandra für die Orga des Abends!