Bundespräsident? Brauch ich nicht mehr.

Es gibt da das Amt des Bundespräsidenten. Ich will euch nicht damit langweilen, wie das Amt politisch genau angelegt ist, sondern gehe hier rein auf die emotionale Schiene. Ich habe bewußt einen Herrn v. Weizsäcker erlebt, und einen Herrn Herzog. Fand ich beide irgendwie klasse, so "landesväterlich".

Und dann kam irgendwann Herr Rau. Den kannte ich schon von meiner Zeit aus Düsseldorf, "Papa Rau", den da irgendwann auch niemand ernst genommen hat. Kanzler wollte er schon mal werden. Hat aber nicht geklappt. Mehrfach, soweit ich mich erinnere. Aber so einen langgedienten Sozen, den muss die Partei irgendwo unterbringen, der hat das verdient, seine eigenen Leute lässt man nicht hängen.
Macht ja der FCB auch nicht, der hat für Paul Breitner und Co. ebenfalls noch nen Job irgendwo gefunden.

Die SPD hat den Rau also zum Bundespräsidenten gemacht, und zum Dank hat er - wenn er sich überhaupt mal bemerkbar gemacht hat - gern pro SPD gesprochen. Toller Bundespräsident, nee wirklich. Und so überparteilich. (Wie gesagt: Das ist hier alles total subjektiv. Vielleicht hat Herr Rau sehr agil dauernd kluge Dinge gesagt und getan und ich war nur so ignorant, sie nicht mitzubekommen.)

Weiter gings mit Horst Köhler. Der hatte zwar unter Kohl bzw. Theo Waigel einiges an Finanzkram versaubeutelt, aber das ist ja jetzt schon so lange her, dass man ihn zum Bundespräsidenten machen konnte. Die Wirtschaft fands auch toll. "Unbequem" wollte er sein, und ich hab tatsächlich gehofft, damit würde er sowas machen wie Roman Herzog.
Haha ... ich bin aber auch leicht zu verarschen.

Nun gut, seine Gegenkandidatin war mir gleich im ersten Interview schon so richtig unsympathisch und das wurde mit ihren PDS-Äußerungen nicht besser, im Gegenteil. Die Frau Schwan halt.

Naja, der Köhler wollte den Job dann doch ein zweites Mal machen, warum auch nicht. Gehört hatte ich von ihm ebenfalls eher weniger, außer dieser Sache mit "toll, dass ich während der WM 2006 mal nicht der einzige mit Fähnchen am Auto bin" fällt mir spontan gerade nicht ein.

Und wenn stellte die SPD als Gegenkandidaten auf? Genau, Frau Schwan.
Ich begann zu recherchieren: Wurde eigentlich jemals einem BuPrä, ders noch ein zweites Mal machen wollte, diese Amtszeit "verweigert"? Eigentlich nicht. Schien mir kein guter Ton zu sein. Darauf angesprochen, reagierten mir bekannte, sonst freundliche SPDler mit einem schnappigen "wenn die CDU in unserer Position wäre, würden die das bestimmt auch tun".

WTF?!

Aber dann wurde es noch "besser": Wir erinnern uns aus Schulzeiten: Der Bundespräsident wird von der Bundesversammlung gewählt. Das sind zwar neben Politikern auch noch andere Personen aus Kultur, Wirtschaft und .. ach weiß der Geier wo die herkommen, aber eben nicht alle Leute über 16/18 Jahre, die da draußen rumlaufen.

Also: Der Bundespräsident wird NICHT direkt vom Volk gewählt. Das war der SPD aber egal, und deshalb haben sie sich für "Superwahljahr" schon mal warm gemacht und einen "Wahlkampf" geführt, der in meinen Augen unter aller Kanone war. Meistens finde ich ja die CDU die peinlichste aller Parteien (naja, und auch die SED/PDS/Linke), aber DAS war richtig richtig ätzend.

Und was - gerade in Bezug auf das "Superwahljahr" so richtig fies war: Die darauffolgende Europawahl, die es m.E. dringend nötig hätte, dass sie in Deutschland endlich den medialen Stellenwert bekommt, den sie aufgrund ihrer Bedeutung für uns alle hat, wurde irgendwie so "durchgeschleust". Als wäre all den Schwan-Wahlkämpfern - teilweise akut mit Schaum vor dem Mund - irgendwie die Luft ausgegangen. Wie ein Luftballon, in den man eine Nadel gesteckt hat.

Übrigens: Zur Europawahl hätten die Bürger, die der dann doch kaum stattfindende Wahlkampf angesprochen hätte, sogar hingehen können! Doll!

MannMannMann.

Herr Köhler hat sich übrigens gerade mal ins Gespräch gebracht. Erst unfreiwillig, weil er etwas Dummes gesagt hat, und dann freiwillig, weil er wieder etwas Dummes gesagt hat, verbunden mit seinem Rücktritt. Ihr wißt selbst, was da passiert ist, ich muss dieses "beleidigte Leberwurst-Gehabe" also genauso wenig nachskizzieren wie die Reaktionen aus der Anti-Merkel-Abteilung in der CDU.
Ihr wißt schon: Diese Spezis, die entweder pauschal gegen Frauen sind, oder die es einfach ankotzt, dass sie ihre komplette Kindheit und Jugend für die JU gegeben haben, immer in der Hoffnung, dass irgendein wichtiger CDUler sie entdeckt und fördert und irgendwie auch wichtig macht.

(Für die, die es nicht wissen: Ich war auch mal in der JU. Allerdings wollte mich niemand fördern und machen und tun. Deswegen bin ich total neidisch auf all die tollen Karrieren, nahezu vor Neid zerfressen. Oder so.)

Naja, wir brauchen jetzt nen neuen Bundespräsidenten. Und da wollen die CDU/FDPler jetzt wohl die SPD imitieren und irgendwen dahin "abschieben", der/die ansonsten irgendwo stört oder es "verdient" hat oder was auch immer.

Finden die anderen in der Opposition nicht gut, würden sie nie machen, niemals. Das wäre ja noch schöner, solch ein wichtiges Amt einfach zu verschleudern. Würde die SPD nienich machen. Siehe Johannes Rau.

Und ich? Ich sitze hier, bin einfacher Beobachter, verabscheue alle Parteien aus unterschiedlichen Gründen und bin einfach nur gespannt wie das weiter geht.

Ursula von der Leyen ist im Gespräch. Diese Frau, die durch ihren Familienstammbaum, ihre Gebärfreudigkeit und ihre eklatante Nicht-Ahnung des Internets aufgefallen ist.

Diverse Facebook-Gruppen schießen aus dem Boden, so ähnlich wie bei Boateng. Ihr wißt schon dieser gemeine Fußballer, der den engelsgleichen Ballack aus der WM getreten hat. Von dem einige Leute nicht mal wußten, welchen Boateng sie meinten, und aus welchem Grund sie wirklich Mitglied der Gruppe wurden. Die rassistischen Sprüche zumindest taten mir in der Seele weh.

Was passiert nun? Die Menschen um mich herum lassen sich in diesen Gruppen einfangen, von denen ich nicht weiß, welche Motivation ihnen zu Grunde liegt? Ist es wirklich die Ablehnung ihrer gelebten Internet-Nichtahnung in Kombination mit zu viel Macht, mit "Zensursula" gut auf einen Nenner gebracht? Oder werden sie instrumentalisiert von der "anderen Seite", die gerade ernsthaft schon wieder die SED-Freundin Gesine Schwan ins Gespräch bringt?

Mal ehrlich Leute: Köhler hat naja, "den Köhler gemacht", aber das Amt des Bundespräsidenten wird bereits seit Jahren dauerhaft beschädigt, zumindest in meinen Augen.

Ja, ich bin polemisch. Und wie. Und warum? Weil ich es kann. Ich bin in keiner politischen Position, die mich dazu bringen könnte, alles irgendwie "in die Waage zu bringen", auf irgendwen Rücksicht nehmen zu müssen oder sonstwie mir den Mund verbieten zu lassen.
Und wer mich kennt, weiß, dass hinter diesem Gebrüll nur ein Aufschrei steckt, der Wunsch nach einer besseren Politik, nach besseren Leuten.

Mal ganz ehrlich: In meinem kurzen Ausflug in die Politik habe ich festgestellt, dass die meisten da nicht anders sprechen als ich gerade. Aber das bleibt natürlich unter Verschluß, gerät nicht an die Öffentlichkeit. Es könnte einem irgendwann mal zum Nachteil gereichen, wenn man im StuPa seiner Universität nicht die richtige Rolle gespielt hat. Wie mich das ankotzt.

Und nun?
Ich beobachte weiter. Und hoffe darauf, dass jemand mir das gute Gefühl zurück gibt.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.