Stell Dir vor, Du sagst etwas gegen alternative Medizin ...

... und wirst dafür persönlich gehetzt.

Ich bin ja im Sinne ganzheitlicher Medizin aufgewachsen. Sprich: Mama ist examinierte Krankenschwester, Papa gelernter Pharmakaufmann - und dazu hat Mami noch eine Reikiausbildung und interessiert sich für Homöopathie.

Überhaupt kenne ich es aus Indien, dass Schulmediziner und Reikimeister Hand in Hand zusammenarbeiten, um das beste Ergebnis für den Patienten herauszuholen.

Klar hängt ein wenig "fest-dran-glauben" dran, aber das ist auch jedem soweit bewußt.
Ich habe selbst erlebt, wie meine Oma die zweistellige Anzahl Warzen an den Füßen meines Bruders (die einer wochenlangen Behandlung durch Fachärzte widerstanden haben) mit irgendeiner ominösen Salbe bestrichen und vor allem "besprochen" hat. Ergebnis: Die Dinger waren urplötzlich weg und warden nicht mehr gesehen.

So die Situation in Indien.

Gehen wir mal nach Deutschland. Hier ist Schulmedizin gerade bei Hausfrauen Mitte vierzig absolut pfuibäh. Wenn es da nix homöopathisches gibt, dann wird dem Kind eben Schüsslersalz Nr. 2 eingeflößt, auch wenn ein Knochen gebrochen ist. Und wenn man es wagt ein wenig zu schmunzeln, weil jemand sein Schlafzimmer nach FengShui ausgerichtet hat und deswegen leider den Kleiderschrank nicht mehr öffnen kann, weil das Bett davorsteht, dann gibts gleich nen bösen Blick. Au der freien Stelle geht eben eine Wasserader entlang, hat jedenfalls der Wünschelrutengänger gesagt, bevor er die Hand weit aufgehalten hat ..

Aber leben und leben lassen, das ist meine Devise. Und: Wenns nicht Unmengen von Kohle kostet und derjenige einfach glücklich und zufrieden ist, wer bin ich, das in Frage zu stellen?

Ein Wissenschaftsmagazin jedoch, das sollte die Dinge, die es untersucht, in Frage stellen. Das ist die Idee von Wissenschaft: Dingen auf den Grund gehen.

Da jedoch im Heilpraktiker/Wellness/Geistheilerbereich eine Menge "fest-dran-glauben" und vor allem eine Menge Geld gefordert wird, kann man sich vorstellen, dass die es gar nicht komisch finden, wenn eine Koryphäe wie Joachim Bublath sich ihrer Praktiken so annimmt.
Ich hab die Sendung damals gesehen und mich sehr gut amüsiert.
"Fest-dran-glauben" ist eben nicht wissenschaftlich haltbar und trotzdem würde ich weiterhin die SMS meiner Mama beachten, wenn sie mir einen guten Friseurtermin laut Mondkalender vorschlägt.

Aber nun kommen wir zum eigentlichen Problem: Die Geistheiler, Heilpraktiker etc. fanden den Beitrag nicht nur nicht lustig, sondern waren richtig sauer. Freie Meinungsäußerung ist gut und richtig, und so waren die ZDF-Foren voller beleidigter Anbieter und Nutzer. Aber es geht leider auch anders. U.a. hat der Bund Deutscher Heilpraktiker e.V. seinen Mitgliedern die private Mailadresse von Herrn Bublath mitgeteilt, damit man sich mal gebührend beschweren könne über diese voll gemeine Art und Weise, etwas kritisch zu betrachten.

Und nun noch ein neues Highlight: Das ZDF ist eingeknickt und hat die Sendung aus seinem Onlineangebot genommen.

Gehts noch?

Bublath im Focus:
"Da haben sich einige offenbar erschreckt", so Bublath. "Stellen Sie sich vor, wir betreiben in Zukunft nur noch den Journalismus, der den Betroffenen genehm ist. Wenn genügend Zweifler an der Mondlandung schreiben, nehmen wir dann die Astronomiesendungen aus dem Netz?", sagte er. "Wissenschaft als Abstimmungsergebnis, das ist der Sieg des Irrationalen."

Und der Fernsehzuschauer liest das und wundert sich, wie eine solch große Institution wie das ZDF vor ein paar Protestschreien einknickt. Schließlich gab es erheblich mehr Leute, welche die Sendung gesehen und sich NICHT beschwert haben. Soll ich jetzt jede Woche dem ZDF erzählen, welche Sendungen gut waren und bitte bitte in der Infotek bleiben sollen?!

Mannmannmann ...