Vor einigen Monaten fiel mir ein neues Milchprodukt im Kühlregal auf: Skyr. Der Name allein reizte mich sehr, und auch wenn der Kühlschrank wirklich voll war, wanderte dieses Produkt der dänischen Marke Arla in den Einkaufswagen und von dort in den Kühlschrank. Ein Instagrambild mit dem geöffneten, joghurtähnlich festen Dessert im Hintergrund sorgte dann auch gleich für Entrüstung: "Dieses Zeugs hat mit isländischem Skyr genauso viel zu tun wie Chicken Chips mit Chicken Tandoori!", bekam ich aus dem fernen NRW zu hören. Autsch, das saß! Also machte ich mich auf die Suche nach einer Möglichkeit, an "echtes" Skyr zu kommen, und stieß auf dieses Skyr-Rezept bei Zauber des Nordens. Da ich mir für indisches Paneer und belgische Mattentaart (die Rezepte folgen auch noch in diesem Blog, versprochen!) bereits extra ein schönes Passiertuch gekauft hatte, guckte ich in der Apotheke vorbei, bestellte mir eine kleine Rolle Labtabletten, die am Nachmittag bereits abholbar waren, und kaufte die erforderlichen Milchprodukte ein. Glücklicherweise erhielt ich die eine 1l-Packung saure Sahne (hat 10% Fett) bei Citti, so musste ich nicht 5 kleine Töpfchen schleppen (die mir quasi - immer - herunterfallen).
Ähnlich wie bei Paneer (schnittfester Frischkäse) hat man bei der Herstellung einige Aha-Effekte (ich steh auf Chemie in der Küche!) und genauso wie bei der Mattentaart (flämische Kuchenleckerei) muss man für meinen Geschmack vieeeel zu lange warten, um das Ergebnis weiterverarbeiten zu können (24 Stunden! Wer hat denn so viel Zeit?!). Spaß beiseite, ich habe mich an die Arbeit gemacht und ein wirklich leckeres, stichfestes und trotzdem cremiges Produkt gewonnen, bei dem natürlich die Auswahl der Grundzutaten auch das Ergebnis bestimmt. Ich sag mal: Je fetter die Milch, desto leckererererer das Skyr. Ein Thermometer zu benutzen ist ebenfalls hilfreich und da ihr mit Milchkulturen arbeitet, sollten alle genutzten Gegenstände wirklich peinlich sauber sein.
Was macht man denn überhaupt mit Skyr? Eigentlich alles, was ihr mit anderen cremigen Milchprodukten auch machen würdet: Obst einrühren zum Frühstück, mit braunem Zucker überstreuen als Dessert oder mit Kräutern und Gemüse einen herzhaften Dip erstellen. Geschmacklich ist Skyr auf jeden Fall ganz weit vorn und wurde in dieser Küche sicherlich nicht zum letzten Mal hergestellt (wozu habe ich sonst soviele Labtabletten?).
Isländischer Skyr, selbstgemacht
Zutaten
4 Liter Vollmilch (je fetter, desto besser - ich habe 3,9%ige genommen)
1 Liter saure Sahne (10% Fett)
1 Labtablette
Zubereitung
Die Milch in einen großen Topf geben (Achtung: Überlaufgefahr!) und einmal aufkochen lassen. Dabei aufpassen, dass die Milch nicht anbrennt. Sobald es kräftig blubbert, den Herd ausschalten, den Topf von der Platte nehmen und ein Thermometer in den Topf hängen. Immer mal wieder umrühren, damit nicht doch etwas anbrennt.
Bis das Thermometer 40°C anzeigt, nehmt ihr euch eine zweite Schüssel, in der ihr die saure Sahne mit etwas Milch aus dem Topf glattrührt (1 Suppenkelle voll sollte reichen). In einem kleinen Glas die Labtablette in ca. 50 ml Wasser auflösen.
Wenn 40°C erreicht sind, die saure Sahne und das Lab-Wasser-Gemisch unter die Milch rühren, den Deckel auflegen und für ca. 24 Stunden an einem zimmerwarmen Ort stehen lassen.
Am nächsten Tag ein Sieb mit Stoff auslegen (zum Beispiel ein Passiertuch, andere nehmen auch mal eine Babywindel) und die Milchmasse eingießen. Einige Stunden abtropfen lassen - bei mir waren es 3 Stunden, bis ich die Konsistenz des Skyrs für benutzbar erachtet habe.
Dann einfach ein paar Beeren unterrühren, vielleicht etwas Sirup, und fertig ist das selbstgemachte isländische Skyr!