Lange ist es her, also in meiner fernen Kindheit, irgendwann in der ersten Hälfte der 1980er Jahre. Da hat mein Papa das Brüderchen und mich mit rot-weißen Klamotten ausstaffiert, ins Auto gesteckt und zu einem riesengroßen Parkplatz. Mit ganz vielen anderen Leuten gings dann an diversen Sportstätten vorbei zu einem Betonrund mit dem Namen "Rheinstadion". Da gabs dann Wurst und Fanta und ein Stadionheft und Sitzplätze im Familienblock wo man Leute kannte.
Eigentlich nicht so viel Unterschied zur Wintersaison, wo wir in rot-GELB ins Auto gesteckt wurden, im dämmerigen Nachmittag in die Stadt fuhren, im Strassengewirr nach einem Parkplatz suchten und mit anderen Leuten in rot-gelb zu einem Stadion liefen. Und da gabs auch Wurst (allerdings Currywurst mit Schaschliksauce auf Pommes in so einem Plastiksuppennapf) und Fanta und Stadionzeitung. Und Aufnäher für den Schal. Wers noch nicht erlannt hat - es handelt sich um ein Heimspiel der Düsseldorfer EG im Eisstadion an der Brehmstrasse.
Aber zurück zum Sommer: In der Mitte des Betonrunds war eine grüne Wiese, die man komplett überblicken konnte. Nicht so wie im Fernsehen Samstags nachmittags, wenn man nur den Teil des Rasens sehen konnte, den die Kameraleute für mich vorbestimmten. Wobei ich am Sportschausamstag eigentlich mehr auf meinem Papa und seinem Sessel herumgeklettert bin als wirklich Fußball zu gucken. Mein Vater muss eine Engelsgeduld gehabt haben ;-)
Ich erinnere mich, dass ich bei meinem ersten Stadionbesuch immer die Handlung gesucht habe. Das Feld war viel größer als das Eis, das Stadion war ja auch größer als die Eishalle. Ausserdem wurde im Fußballstadion viel mehr gesessen. Und aufgesprungen. Und wieder hingesetzt. Damals, bevor der Reglementierungswahn sich durchsetzte, hieß es in Düsseldorf noch "Ein echter Fan STEHT zu seinem Verein, denn Sitzen ist für´n Arsch!"
Klein-Daniela saß also im Familienblock der Fortuna und hat sich gewünscht, bei der hüpfenden Masse stehender Menschen ganz weit links von ihr mithüpfen zu dürfen, während unten irgendwelche Männchen einen Ball kickten und wünschte sich ins Eishockeystadion, denn das Rheinstadion war irgendwie zu groß und der Rasen so grün und die Männchen da unten so klein und schoben sich den Fußball nur ruhig durch die Reihen der Spieler.
Aber dann: Ein rot-weißes Männchen schnappt sich den Ball und rennt und rennt und rennt und alle Zuschauer springen auf und brüllen und brüllen und brüllen ... und dann wird der Stürmer gefoult und alle schreien und toben und raufen sich die Haare. Das muss der Moment gewesen sein, an dem ich mit dem Fußballvirus infiziert wurde. Hier war so ein kleiner Check an den Gegner nicht gang und gäbe, hier wurde "Foul!" geschrieen und der Schiedsrichter beleidigt. Es wurde gesungen, wie beim Eishockey! Leute riefen lustige Dinge, wie beim Eishockey.
Okay, ich war dabei. Wir bekamen eigene Schals, denn beim Fußball wurden die gekauft und nicht gestrickt, mein Bruder noch ein Trikot und ich begann bei unserem samstäglichen Sportschautermin nicht mehr nur noch auf Papa und Sessel herumzuklettern sondern guckte gespannt und war dem Kameramann sogar dankbar, dass er mir half, den Ball auf dem großen grünen Rasen zu finden.
Irgendwann gings dann mit der ganzen Familie nach Preetz bei Kiel. Mein Bruder spielte lokalen Kinderfußball und wurde von männlichen Nachbarn samt Söhnen zum HSV mitgenommen. Ich las SportBILD (die mein Brüderchen im Abo bekam, damit er wenigstens IRGENDWAS las) und beobachtete, wie Fortuna Düsseldorf zur "Fahrstuhlmannschaft" wurde. Irgendwann mussten wir sogar beim WDR den Videotext anschalten um herauszufinden, wie F95 gespielt hatte. Zum Vergleich: Als mein Bruder beim TSV Plön spielte konnte ich dessen Ergebnisse auch im NDR-Videotext sehen.
Aber wie jeder echte Fußballfan weiß, bleibt man "seinem" Verein treu, egal in welcher Liga. Eigentlich läßt man sich sogar ein wenig dafür abfeiern, denn wer wenn nicht ein echter Fan steht dazu, dass der Heimatverein gerade in der 4. Liga herumdümpelt? Vor allem, wenn es ein so großer Name aus den letzten Jahrzehnten ist (irgendwelche Fans von Waldhof Mannheim hier? Fällt mir gerade so ein.)
Nun ist Düsseldorf in die zweiten Liga aufgestiegen und ich kann es eigentlich noch gar nicht richtig fassen. Schon in der letzten Saison war es möglich, dass die Sportschau in der ARD in der ersten halben Stunde plötzlich Bilder aus Düsseldorf sendete. Klar, weil sie noch nicht über die 1. Liga berichten durfte, aber das ist mir ja egal. Aber Düsseldorf! Im Ersten Deutschen Fernsehen!
Und nun tatsächlich die zweite Liga. Ich freu mich. Und muss mal die Spielpläne checken, wann die Düsseldorfer die St. Paulianer zu Hause plattmachen wollen, da sind wir live dabei! ;-)
Wieso ich das gerade heute schreibe? Weil die Fortuna sich gestern sehr gut verkauft hat. Weil mir das Spiel richtig Spaß gemacht hat. Und weil ein Spielbericht über das gestrige Spiel nur wenig Sinn macht, wenn der Hintergrund fehlt, warum ein Mädchen aus Kiel plötzlich der F95 zujubelt. Und weil ich es euch eh immer schon mal erzählen wollte. ...
Eigentlich nicht so viel Unterschied zur Wintersaison, wo wir in rot-GELB ins Auto gesteckt wurden, im dämmerigen Nachmittag in die Stadt fuhren, im Strassengewirr nach einem Parkplatz suchten und mit anderen Leuten in rot-gelb zu einem Stadion liefen. Und da gabs auch Wurst (allerdings Currywurst mit Schaschliksauce auf Pommes in so einem Plastiksuppennapf) und Fanta und Stadionzeitung. Und Aufnäher für den Schal. Wers noch nicht erlannt hat - es handelt sich um ein Heimspiel der Düsseldorfer EG im Eisstadion an der Brehmstrasse.
Aber zurück zum Sommer: In der Mitte des Betonrunds war eine grüne Wiese, die man komplett überblicken konnte. Nicht so wie im Fernsehen Samstags nachmittags, wenn man nur den Teil des Rasens sehen konnte, den die Kameraleute für mich vorbestimmten. Wobei ich am Sportschausamstag eigentlich mehr auf meinem Papa und seinem Sessel herumgeklettert bin als wirklich Fußball zu gucken. Mein Vater muss eine Engelsgeduld gehabt haben ;-)
Ich erinnere mich, dass ich bei meinem ersten Stadionbesuch immer die Handlung gesucht habe. Das Feld war viel größer als das Eis, das Stadion war ja auch größer als die Eishalle. Ausserdem wurde im Fußballstadion viel mehr gesessen. Und aufgesprungen. Und wieder hingesetzt. Damals, bevor der Reglementierungswahn sich durchsetzte, hieß es in Düsseldorf noch "Ein echter Fan STEHT zu seinem Verein, denn Sitzen ist für´n Arsch!"
Klein-Daniela saß also im Familienblock der Fortuna und hat sich gewünscht, bei der hüpfenden Masse stehender Menschen ganz weit links von ihr mithüpfen zu dürfen, während unten irgendwelche Männchen einen Ball kickten und wünschte sich ins Eishockeystadion, denn das Rheinstadion war irgendwie zu groß und der Rasen so grün und die Männchen da unten so klein und schoben sich den Fußball nur ruhig durch die Reihen der Spieler.
Aber dann: Ein rot-weißes Männchen schnappt sich den Ball und rennt und rennt und rennt und alle Zuschauer springen auf und brüllen und brüllen und brüllen ... und dann wird der Stürmer gefoult und alle schreien und toben und raufen sich die Haare. Das muss der Moment gewesen sein, an dem ich mit dem Fußballvirus infiziert wurde. Hier war so ein kleiner Check an den Gegner nicht gang und gäbe, hier wurde "Foul!" geschrieen und der Schiedsrichter beleidigt. Es wurde gesungen, wie beim Eishockey! Leute riefen lustige Dinge, wie beim Eishockey.
Okay, ich war dabei. Wir bekamen eigene Schals, denn beim Fußball wurden die gekauft und nicht gestrickt, mein Bruder noch ein Trikot und ich begann bei unserem samstäglichen Sportschautermin nicht mehr nur noch auf Papa und Sessel herumzuklettern sondern guckte gespannt und war dem Kameramann sogar dankbar, dass er mir half, den Ball auf dem großen grünen Rasen zu finden.
Irgendwann gings dann mit der ganzen Familie nach Preetz bei Kiel. Mein Bruder spielte lokalen Kinderfußball und wurde von männlichen Nachbarn samt Söhnen zum HSV mitgenommen. Ich las SportBILD (die mein Brüderchen im Abo bekam, damit er wenigstens IRGENDWAS las) und beobachtete, wie Fortuna Düsseldorf zur "Fahrstuhlmannschaft" wurde. Irgendwann mussten wir sogar beim WDR den Videotext anschalten um herauszufinden, wie F95 gespielt hatte. Zum Vergleich: Als mein Bruder beim TSV Plön spielte konnte ich dessen Ergebnisse auch im NDR-Videotext sehen.
Aber wie jeder echte Fußballfan weiß, bleibt man "seinem" Verein treu, egal in welcher Liga. Eigentlich läßt man sich sogar ein wenig dafür abfeiern, denn wer wenn nicht ein echter Fan steht dazu, dass der Heimatverein gerade in der 4. Liga herumdümpelt? Vor allem, wenn es ein so großer Name aus den letzten Jahrzehnten ist (irgendwelche Fans von Waldhof Mannheim hier? Fällt mir gerade so ein.)
Nun ist Düsseldorf in die zweiten Liga aufgestiegen und ich kann es eigentlich noch gar nicht richtig fassen. Schon in der letzten Saison war es möglich, dass die Sportschau in der ARD in der ersten halben Stunde plötzlich Bilder aus Düsseldorf sendete. Klar, weil sie noch nicht über die 1. Liga berichten durfte, aber das ist mir ja egal. Aber Düsseldorf! Im Ersten Deutschen Fernsehen!
Und nun tatsächlich die zweite Liga. Ich freu mich. Und muss mal die Spielpläne checken, wann die Düsseldorfer die St. Paulianer zu Hause plattmachen wollen, da sind wir live dabei! ;-)
Wieso ich das gerade heute schreibe? Weil die Fortuna sich gestern sehr gut verkauft hat. Weil mir das Spiel richtig Spaß gemacht hat. Und weil ein Spielbericht über das gestrige Spiel nur wenig Sinn macht, wenn der Hintergrund fehlt, warum ein Mädchen aus Kiel plötzlich der F95 zujubelt. Und weil ich es euch eh immer schon mal erzählen wollte. ...