Blockade

Nachdem der Stress der letzten 2-3 Wochen so langsam in ruhigeren Bahnen versandet und die nahezu unerschöpflich Energie, die mich antreibt, sich gerade neue Betätigungsfelder sucht (Planung war u.a. in Alex´Abwesenheit allein das Schlafzimmer umzubauen), kommt einem doch anscheinend irgendwann der Körper dazwischen.

Begonnen hat es gestern mit leichten Rückenschmerzen. Okay, Schmerzen hier und da sind für mich nix neues, zu lange am Rechner gesessen, zu lange gelesen, zu blöd gedreht etc. Solche Schmerzen werden einfach so lange ignoriert, bis sie sich von selbst wieder trollen, nachdem sie mir das Versprechen abgenommen haben, endlich mal wieder mehr Ausgleichssport zu betreiben (hahahahaha ... reingelegt!)

Aber dieser Schmerz, irgendwo unter der Schulter in Richtung Wirbelsäule, der war mal neu. Daher funktionierte da wohl auch die stumme Diskussion (ich geh ja wieder zum Training. Morgen!) nicht, im Gegenteil. Auch warm duschen und die berühmten Kirschkernkissen aus der Mirkowelle brachten gleich null.
Das Kerlchen breitete sich aus, und ergriff auch gleich die linke Brustmuskulatur. Niesen tat ein wenig weh, und auch der linke Arm meinte, den Dienst ein wenig einschränken zu wollen? Das Herz? Oh. Aber mein gekonntes ignorieren ließ sich nicht so einfach abschalten, und so fuhr ich mit dem Zug nach Preetz zur Arbeit. Immer am Telefon den besorgten Schatz, der selbst gerade mit schwerem Herzen das schöne Auto dem eigentlichen Besitzer zurückgab.

Arbeitsbeginn, stärker werdende Schmerzen. Zähne zusammenbeißen, ich hatte den Schmerzen versprochen, mich nach der Arbeit in die elterliche Badewanne zu legen. Wärme hilft ja immer.
Aber ich habe wohl einen Schutzengel. Denn wo arbeite ich abends? Genau, in einem Therapiezentrum.
Nach 2 Stunden hatte eine Kollegin die Faxen dicke, rief eine Kollegin an, mich ablösen zu kommen, schnappte eine Therapeutin und schob mich in einen Behandlungsraum. Die Therapeutin (der ich auch seit 2 Jahren die Schlaganfallbehandlung meines Vaters anvertraue, mit guten Ergebnissen) checkte mich durch, sass irgendwann auf meinem Rücken, fand den Schmerzpunkt und ließ irgendwas knacken. Klang gut, brachte aber leider keine Linderung.
Ihre Aussage: "Da hol ich lieber den Chef, der hat doch gleich Feierabend."
Nachdem ich mich seitlich auf der Liege einigermassen schmerzfrei eingerichtet habe, kam meine Mami natürlich um die Ecke gehetzt, die ihre Praxis ja auch in dem Gebäude hat, irgendeine wohlmeinende Kollegin hatte sie wohl informiert und ich mutierte von der 30-jährigen Erwachsenen zum schluchzenden Kleinkind.
Mein Chef checkte mich auch nochmal durch, und machte seiner Physiotherapeutenkunst alle Ehre - ruck zuck waren alle Wirbel, die einzurenken waren, wieder eingerenkt. Einen kurzen Augenblick danach hörte das Weinen auf und der Schmerz war auch nur noch undeutlich zu fühlen.
Ha, überlistet!
Mitnichten.
Mein Chef verkündete mir, dass diese Erholung nur von kurzer Dauer wäre, und ich damit rechnen könne, dass es jetzt die kommenden 48 h eher schlimmer werden würde, bevor es besser wird. Na klasse.
Ich bekam noch die erste Fangopackung meines Lebens - und ich arbeite (mit Unterbrechungen) seit mehr als 10 Jahren dort - die mir erst zu heiß, dann aber sehr angenehm war.
Allerdings fror ich danach wie ein Schneider. Und die Schmerzen waren tatsächlich auch wieder da. Meine Eltern sackten mich natürlich gleich ein und fütterten mich, dazu gemeinsame Sichtung der aktuellen DSDS-Folge. Fazit: Lachen tut auch weh. Genauso wie tiefes Einatmen, Gähnen oder - Gott bewahre - Husten.
Mein Bruder hat mich dann nach Hause gefahren - Autofahren war nun wirklich nicht möglich - dann noch schnell alle Termine für Donnerstag abgesagt, dem Schatz in die Ohren gejault, wie schmerzhaft das Ganze ist, und dann auf Schmerzmittel hoffend eingeschlafen. Mit zweistündlichem Aufwachen, aber jetzt weiß ich wenigstens, dass mein Körper im herumwühlen/die Schlafposition wechseln anscheinend einen zweistündlichen Rhythmus hat. 03:01 / 05:00 / 07:02 laut meinem Radiowecker. Man kann doch allem noch was Gutes abgewinnen.
Gleich ist die Zeit, dass ich die zweite der drei am Tage erlaubten Schmerztabletten nehmen darf. Ich freu mich schon. Denn mein Kopf dröhnt auch ohne Unterlass.

Ach ja, die Diagnose: Blockade im 5. Wirbel. Und der strahlt eben vom Rücken auch in die Brust. Alles weitere bei Wikipedia.
Irgendwie gruselig, wenn man seinen Verlauf des gestrigen Tages auf solch einer Seite wiederfindet ...